Tinnitus, das ständige Klingeln, Rauschen oder Pfeifen im Ohr, kann verschiedene Ursachen haben. In diesem zweiten Artikel der Serie "Die Ursachen von Tinnitus" beleuchten wir, wie Unfälle und Verletzungen des Hörorgans zu Tinnitus führen können und erzählen von Menschen, die nach einem Unfall plötzlich mit diesem quälenden Geräusch leben mussten.
Kopfverletzung durch einen Fahrradunfall – Marias Geschichte
Ein prägendes Beispiel für eine Verletzung, die zu Tinnitus führte, ist die Geschichte von Maria, einer 29-jährigen Grafikdesignerin. Maria erlitt einen schweren Fahrradunfall, bei dem sie stürzte und mit dem Kopf auf den Asphalt aufschlug. Neben einer Gehirnerschütterung zog sie sich auch Verletzungen am Schädel zu. Nach dem Unfall bemerkte sie zunächst nur Schwindelgefühle und eine leichte Schwerhörigkeit. Doch einige Tage später begann es plötzlich in ihrem linken Ohr zu rauschen – ein Geräusch, das nicht mehr wegging. Die Ärzte diagnostizierten bei ihr einen Tinnitus, der durch die Verletzungen im Innenohr entstanden war.
Verletzungen am Kopf, insbesondere im Bereich des Schädels und der Ohren, können das Hörorgan empfindlich stören. Bei Maria führten die Schädigungen dazu, dass die Haarzellen im Innenohr nicht mehr richtig arbeiteten und sie deshalb den Tinnitus entwickelte. Die Haarzellen können beschädigt werden oder gar absterben, was in vielen Fällen nicht rückgängig gemacht werden kann.
Schleudertrauma nach einem Autounfall – Pauls Erfahrung
Ein weiteres Beispiel ist der Fall von Paul, einem 45-jährigen Mechaniker, der nach einem Autounfall an einem Schleudertrauma litt. Der Unfall ereignete sich auf der Autobahn, als ein anderes Auto plötzlich auf sein Fahrzeug auffuhr. Die plötzliche Krafteinwirkung verursachte bei Paul ein Schleudertrauma, das nicht nur zu Nackenproblemen führte, sondern auch sein Gehör beeinflusste. Innerhalb von Tagen nach dem Unfall entwickelte er ein unangenehmes Pfeifen in beiden Ohren.
Ein Schleudertrauma kann, wie im Fall von Paul, weitreichende Folgen für das Gehör haben. Die abrupten Bewegungen des Kopfes und die damit verbundene Reizung des Nackens und der Halswirbelsäule beeinflussen die Blutzufuhr und Nervenbahnen, die auch das Ohr versorgen. Diese Nervenreizungen und Durchblutungsstörungen können zu Beeinträchtigungen des Innenohrs führen und so den Tinnitus verursachen.
Tinnitus durch Schädelbruch – Stefans Leidensweg
Ein besonders drastischer Fall ist der von Stefan, einem 38-jährigen Bauarbeiter, der bei der Arbeit einen schweren Unfall erlitt. Ein herabfallender Balken traf ihn am Kopf und verursachte einen Schädelbruch. Die Verletzung war so schwer, dass auch sein Ohr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach einer aufwändigen Operation, in der sein Schädelbruch behandelt wurde, hatte er nicht nur Probleme mit dem Gleichgewicht, sondern auch einen starken Tinnitus auf seinem rechten Ohr. Die Ärzte erklärten ihm, dass durch den Schädelbruch das Innenohr schwer geschädigt wurde und sich dort eine Narbenbildung gebildet hatte, die das ständige Pfeifen verursachte.
Solche schweren Kopfverletzungen haben oft eine direkte Auswirkung auf das Hörorgan, insbesondere auf die feinen Strukturen des Innenohrs, das besonders empfindlich auf mechanische Belastungen reagiert. Ein Schädelbruch kann die Haarzellen und die Nervenbahnen im Ohr derart schädigen, dass ein dauerhafter Tinnitus die Folge ist.
Wieso Verletzungen zum Tinnitus führen
Das menschliche Gehör ist ein hochsensibles System, das auf feinste Schwingungen und Signale angewiesen ist, um Geräusche korrekt zu verarbeiten. Jede Schädigung dieser Strukturen – sei es durch einen Unfall, einen Schlag auf den Kopf oder ein Schleudertrauma – kann diese empfindliche Balance stören. Dabei sind vor allem die Haarzellen im Innenohr und der Hörnerv betroffen. Diese Zellen sind für die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Signale zuständig, die das Gehirn als Töne interpretiert. Sind diese Zellen beschädigt, können sie falsche oder störende Signale senden, die das Gehirn als Tinnitus wahrnimmt.
Behandlungsmöglichkeiten nach Verletzungen
Wenn Tinnitus nach einem Unfall oder einer Verletzung auftritt, sind die Behandlungsmöglichkeiten oft komplex. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie können jedoch helfen, die Symptome zu lindern. In einigen Fällen ist es möglich, die zugrunde liegenden Verletzungen, etwa durch Operationen oder medikamentöse Behandlungen, zu behandeln und dadurch den Tinnitus zu reduzieren. Physiotherapie und spezielle Übungen können dabei helfen, den Körper nach einem Schleudertrauma oder einer Kopfverletzung wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Zudem gibt es verschiedene Ansätze zur direkten Behandlung des Tinnitus selbst. Eine vielversprechende Möglichkeit ist die Low-Level-Lasertherapie, die bereits in vielen Fällen eingesetzt wurde, um beeinträchtigte Hörzellen zu regenerieren. Diese Methode stimuliert die Haarzellen im Innenohr mit einem zellstimulierenden Laserlicht und kann helfen, das Ohr zu beruhigen und den Tinnitus zu verringern.
Desweiteren ist es aus meiner Erfahrung wichtig abzuklären, ob der Unfall noch als ein sogenanntes Schocktrauma im Körper des betroffenden Menschen nachwirkt. Wenn dem so ist, empfehlen sich unbedingt körpertherapeutische Maßnahmen wie beispielsweise EMDR (eine Methode, die mit therapeutischen Augenbewegungen die Verarbeitung von belastenden Ereignissen unterstützt) oder Somatic Experiencing.
Unfälle können zudem Auswirkungen auf unsere Körperstatik haben. Zum Beispiel kann es zu einer Fehlhaltung kommen, wenn Muskulatur und Faszien verletzt wurden oder es Knochenbrüche gab. Eine veränderte Körperstatik wiederum kann unsere Fähigkeit zur korrekten Wahrnehmung und Ortung von Geräuschen beeinträchtigen. In solchen Fällen kann es sehr sinnvoll sein, einen Osteopathen oder Cranio-Sakral-Therapeuten aufzusuchen, um den Körper zu unterstützen, wieder "ins Lot" zu kommen.
In meiner Praxis arbeite ich gerne mit einem speziellen Training zur Hör-Regeneration mit dem Naturschallwandler®, welches die Körperstatik mit berücksichtigt und im Falle von Fehlhaltungen diese sanft und nachhaltig korrigiert. So können Stimmen, Geräusche und Klänge wieder richtig geortet und wahrgenommen werden.
Fazit
Tinnitus infolge eines Unfalls oder einer Verletzung ist eine weit verbreitete Ursache für chronisches Ohrgeräusch. Ob durch einen Fahrradunfall, ein Schleudertrauma oder eine schwere Kopfverletzung – die empfindlichen Strukturen im Ohr sind anfällig für mechanische Schäden. Diese Verletzungen führen oft zu einem dauerhaften Tinnitus, der das Leben der Betroffenen erheblich beeinflusst. Eine frühzeitige Behandlung und gezielte therapeutische Maßnahmen können jedoch helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie durch einen Unfall einen Tinnitus bekommen haben und nach Behandlungsmöglichkeiten suchen.
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